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Der Mensch befindet sich heute in einer kulturellen Zwickmühle. Einerseits wird immer klarer, dass er sich ein „weiter wie bisher“ nicht mehr leisten kann. Andererseits ist seine übernatürliche Kulturgestaltung derart komplex geworden, dass er sie nicht auf eine radikale Weise verändern kann, ohne eine Kulturkrise zu riskieren. Daher gibt es heute keinen anderen realistischen Lösungsweg als die gezielte Verwandlung der gegenwärtigen Kultur in eine natürliche Demokratie der symbiotischen Gleichberechtigung.

Uns stehen heute alle notwendigen kulturellen Mittel für die Verwirklichung einer natürlichen Demokratie zur Verfügung. Die wesentlichen zu meisternden Aufgaben für die Verwandlung der Kultur sind daher von einer psychischen Natur, da sich die Kulturmenschen heute gesellschaftlich bedingt in zahllosen Einzelinteressen verlieren und die Restbestände eines 1500 Jahre alten katholischen Glaubens eine Befreiung des Menschen aus der gegenwärtigen Kultursituation wirksam blockieren.

Durch die katholische Deutung des Lebens von Jesus als einem göttlichen Sündenbock für alle Menschen und durch das ergänzende Konzept der Beichte ist für die Gläubigen ein leicht zu erlangender religiöser „Persilschein“ bzw. ein Ablass entstanden, der bis heute auch für alle übernatürlichen asozialen und destruktiven Sünden des Menschen in Gedanken Worten und Taten gilt. Zusammen mit der katholischen Grundforderung für ein absolutistisches selbstloses politisches Verhalten und einer betonten Hoffnung auf eine Erlösung durch den „Menschensohn“ verursacht die christliche Religionskonzeption bis heute sowohl ein leichtfertiges asoziales und widernatürliches Verhalten des Kulturmenschen als auch eine hartnäckige politische Passivität. Dies läuft heute auf eine verheerende passive Akzeptanz des Kulturwesens durch den Kulturmenschen hinaus, die auch die seit 5000 Jahren obligatorischen inneren Kriege der Standeskultur einschließt: den Standeskrieg, den Generationenkrieg, den Familienkrieg und den Geschlechterkrieg.

Die Folge ist, dass die meisten Menschen diese innerkulturellen Kriege als „normal“ erachten und ihre Hoffnungen für eine bessere Zukunft auf eine überaus hartnäckige Weise auf die Autoritäten der Kultur setzen. Damit bleibt der Kulturmensch in einer religiösen Falle gefangen, da wir heute durch die geschichtliche Aufklärung in einer hinreichenden Weise feststellen können, dass es jeweils die „Herrenmenschen“ der Kultur waren und sind, die die „normalen“ inneren Kriege der Standeskultur und die Kriege zwischen den Standeskulturen durch das Machtkonzept „Teile und Herrsche“ erzeugen und „kultivieren“. Es ist daher kein Wunder, dass der Kulturmensch durch seinen unbewusst verinnerlichten und nach wie vor wirksamen ideologisch-religiösen Teufelskreis in eine relative Hoffnungslosigkeit in Bezug auf den Menschen als solchen geraten ist.

Heute zeigt sich dieser ideologische Teufelskreis auch dadurch, dass der einfache Mensch sein Geld für alle möglichen widernatürlichen Produkte und Zwecke ausgibt, jedoch keine Zeit und keine Energie für eine reale Verbesserung der kulturellen Selbstorganisation erübrigen will. Viele Menschen hegen dabei nach wie vor die untergründige Erwartung, dass die Lösung der heutigen kulturellen Probleme eine Sache der Kulturautoritäten oder eine göttliche Angelegenheit ist, die nicht durch persönliche politische Aktivitäten und Anstrengungen erreichbar ist. Diese groteske und tragische Konsequenz des traditionellen religiösen und weltlichen Kulturerbes ist den meisten Menschen heute nicht in einer hinreichenden Weise bewusst. Diejenigen, die dadurch politisch passiv und verantwortungslos bleiben und sich angesichts der kulturellen Entwicklungen seit der Jahrtausendwende immer noch hartnäckig auf die Kulturautoritäten verlassen, werden dadurch notwendig zu hoffnungslosen Menschen.

Sobald sich der heutige Mensch seines destruktiven religiösen Kulturerbes hinreichend bewusst wird, kann er auch damit aufhören, auf eine ohnmächtige Weise auf kulturelle Helden, Erlöser, Autoritäten, Sündenböcke oder Dinge zu hoffen, die auf eine wundersame Weise die Welt wieder in Ordnung bringen, wie z.B. die moderne Technik. Die Technik ist und bleibt stets das, was der Mensch daraus macht. Solange daher die Kulturautoritäten wie seit eh und je nur daran arbeiten ihre eigene Macht ins Bodenlose und Haltlose zu steigern, so dass sie jeweils das Natürliche in jeder Hinsicht missbrauchen und vergiften, bleibt nur der Weg der Emanzipation des einfachen Menschen zu einem aktiv die Kultur gestaltenden Menschen als eine realistische zukunftsfähige Kulturlösung übrig.

Damit dies geschieht, braucht es vor allem einen zündenden geistigen Funken, der den gesunden Menschenverstand in den Kulturbürgern reaktiviert. Erst dadurch kann sich der heutige Kulturmensch wieder auf das Wesentliche konzentrieren, so dass er das bis beute gesammelte wissenschaftliche Wissen und die erreichten kulturellen Hilfsinstrumente auf eine konstruktive Weise nutzen und damit eine lebenswerte natürliche Demokratie errichten kann. Eine solche Zukunft hat das Potenzial, die Folgen und die Nebenwirkungen der 5000 Jahre dauernden kulturellen Verirrung des Menschen in eine widernatürliche Standeskultur zu beenden und den Kulturmenschen von heute von allen bizarren und tragischen Kultursymptomen zu befreien.

Ich hoffe, ich kann durch die im Folgenden vorgestellten Bücher dazu ein Stück weit beitragen.